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“Hainer”

Ich wohn ja in einem Gartenhaus. Das ist richtig schön. Hat vorne zwei kleine Fenster und an der Seite ein großes. Das Beste ist aber die Tür. Die kann man oben und unten öffnen. Wie die Tür von einem Pferdestall.

Wenn wir, die Tinta und ich, nix zu tun haben, dann sitz ich entweder auf dem Fensterrahmen oder auf der Bank vor meinem Häuschen. Manchmal geh ich auch die Tinta besuchen. Die wohnt auch in dem Garten, aber in einem Bauwagen. Ich geh meistens zu ihr. Wenn die Tinta nämlich mich besuchen kommt, dann schimpft sie immer mit mir. Weil ich unordentlich bin, wie sie sagt. Ich finde gar nicht, dass ich unordentlich bin. Ich räume nur nicht so gerne auf.

Das wollt ich aber gar nicht erzählen, das mit der Unordnung.

Also, als ich beim letzten Mal zur Tinta gehen wollte, da hab ich unterwegs einen richtigen Schreck bekommen. Und das kam so: Also, wenn ich zur Tinta gehe, dann komme ich immer an unserem Gartenteich vorbei. Das ist nur ein kleiner Teich. Aber der ist total schön. Mit Blumen und so. Als ich also beim letzten Mal an unserem Teich vorbeigekommen bin, bin ich stehen geblieben und habe mir alles angeguckt. Das mache ich jedes Mal. Ach, ist der schön, hab ich gedacht. Das denke ich jedes Mal.

Zwerghai_Hainer

Foto: Renate Dohm

Und plötzlich war er da. Vor Schreck hab ich mich erst mal hingesetzt. Also zuerst war diese rote Flosse da. Als ich die gesehen habe, hab ich mich hingesetzt. Ich dachte, ich sehe Gespenster oder sonst was. Ich hab gedacht, Holle, mach mal die Augen zu und dann ganz langsam wieder auf. Dann ist es weg. Hab ich auch gemacht. Als sich die Augen wieder aufgemacht habe, war es immer noch da. “Was guckst Du denn so blöd?”, hat es mich gefragt. Da hab ich ganz laut nach Tinta geschrieen.
Ich hab gedacht, jetzt bin ich ganz verrückt, weil das Ding auch noch sprechen kann. Tinta hat mich wohl gehört.

Jedenfalls kam sie angerannt wie von der Tarantel gestochen, weil sie gedacht hat, mir würde jemand was tun. – Ich glaub, die Tinta hat mich wirklich gern. Klasse! –
„Tinta, siehst du das Ding da auch? Oder spinne ich?“ Tinta brauchte gar nix zu antworten. Sie hatte den Mund ganz weit aufgerissen. Da wusste ich, sie sieht das Ding auch.
„Ich bin kein Ding“, sagte das Ding und holte uns wieder ins Leben zurück. „Ich bin ein Zwerghai, das sieht man doch. Oder habt Ihr keine Ahnung?“ „Ein Zwerghai, so, so“, sagten Tinta und ich beinahe gleichzeitig. „Na klar doch!“
„Dann hast du bestimmt auch einen Namen oder?“ hat Tinta den Zwerghai gefragt. „Sicher hab ich einen Namen. Jeder Zwerghai hat einen Namen. Ich heiße Hainer.“

Wie Hainer zu uns in den Gartenteich gekommen ist, erzähle ich beim nächsten Mal.

Bis neulich.

 

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